Jaks-Art - Skulpturen in Steinlogo

          Michael Jaks        

Bildhauer, Sozialpädagoge,

Dozent für plastisches Gestalten

 

 

Vita:

Aus einer Künstlerfamilie stammend, entdeckte ich schon als Jugendlicher meine     Begabung für plastisches Gestalten.

Etwas gestalten und prägen zu wollen, wies mir den Weg hin zur Pädagogik und zur Kunst.

Seit einigen Jahren verbinde ich beide Berufe miteinander und unterrichte Kinder und Jugendliche in der Bildhauerei.

Bei Kursen in meinem Atelier oder in der Toskana teile ich gerne meine Begeisterung für die Steinbildhauerei mit Erwachsenen.

 

Ganz besonders am Herzen liegen mir Inklusionsprojekte. Künstler mit Behinderung unterstützen/begleiten damit sie sich weiterentwickeln, sich vernetzen und vermarkten können. Teilhabe eben.

 

In einer Welt die stets komplexer, schneller und unübersichtlicher wird, wo virtuelles mehr Wertigkeit erfährt als die Realität, erlebe ich die Arbeit mit dem Stein als eine Wohltat.                                                                                                       Jeder Schlag ist eine Entscheidung die Klarheit bringt. Mit jedem Schlag nähere ich mich meiner Vision und halte sie im Stein fest – ganz komme ich nicht heran, das ist das Spannungsfeld, die Triebfeder mich weiter entwickeln zu wollen.

 

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La Vida: Was unterscheidet eigentlich einen Steinbildhauer von einem Steinmetz? 
Michael Jaks:
Der Steinmetz macht Grabsteine, Brunnen, Gartengestaltung, auch Küchenarbeitsplatten. Es gibt aber Betriebe, die sich spezialisiert haben auf historische Denkmäler, wie z.B. das Münster. Das ist dann Steinbildhauerei. Ich selber bin Bildhauer mit dem Selbstverständnis eines Künstlers, mein eigener Meister war Steinmetz und Steinbildhauer.
La Vida: Ist das die Regel?
MJ: Nein, keineswegs. Ein Steinmetz muss auch bei schlechtem Wetter draußen arbeiten und z.B. ein Fundament setzen, und künstlerisch betrachtet ist diese Arbeit oft gar nicht sehr kreativ, sondern heutzutage durch Maschinen wie Computer, Roboter und 3D bestimmt. Das liegt mir nicht, bei meinen Werken als Bildhauer geht es ja um den Ausdruck von Gefühlen und um die Seele.
La Vida: Grundsätzlich wird zwischen reproduzierender und kreativer Arbeit unterschieden?
MJ: Genau. Kreativ bzw. schöpferisch.
La Vida: Außerdem gibt es die Unterscheidung zwischen Plastik und Relief.
MJ: Ja, nicht jeder hat ja den Raum, um eine Skulptur aufzustellen und sie von jeder Seite betrachten zu können. Ein Relief, wie ich es auch gern mache, nimmt weniger Platz ein. Plastiken haben außerdem den Nachteil, dass sie schnell ein großes Gewicht haben, was den Transport erschwert und teuer macht. Da hat man dann einen Marmorblock von 2 Metern Höhe und 50 Zentimeter Breite und der wiegt schon über 1000 kg.
La Vida: Suchen Sie in der Regel erst einen Stein aus und entwickeln dann eine Idee oder gehen Sie mit einer Idee heran und suchen anschließend einen geeigneten Stein?
MJ: Sowohl als auch. Wenn ich etwas Figürliches vorhabe, dann muss das natürlich in den Block hineinpassen. Da habe ich schon eine Idee und mache auch ein Modell aus Ton oder aus einem weichen Kalkstein. Wenn ich keine konkrete Idee habe, dann lasse ich mich auf einen bestimmten Stein ein. Da ist es schön, wenn dieser Stein eine Beule oder einen Riss hat, so dass man sich hinein tasten kann oder von einer Stelle zur anderen springen. Das ist wie ein Wechselspiel: Mal passe ich mich an den Stein an, mal mache ich das, was ich will und zwinge es dem Stein auf.
La Vida: Mit welchen Werkzeugen und mit welchem Material wird denn heute gern gearbeitet?
MJ: Mit Marmor, der kompakt, edel und hart, aber nicht spöde ist, so dass man Details herausarbeiten kann, oder Alabaster, der weich und meist halb transparent ist, so dass er das Licht wunderschön bricht. Man schlägt mit einem runden Klüpfel auf den Meißel. Da trifft man immer – das ist praktisch (lacht)!
La Vida: Im alten Ägypten sollen die Bronzemeißel so wertvoll gewesen sein, dass sie abends abgegeben werden mussten und der Verlust hohe Strafen zur Folge hatte. Müssen Sie Ihre „Waffen“ zum Feierabend auch wieder zurückgeben?
MJ: (Lacht!) Ich muss schon aufpassen, dass ich von meinen Schülern wieder alles zurückbekomme! Besonders bei Kindern, wenn ich zuvor gesagt habe, dass Diamanten auf den Feilen sind. (Große Heiterkeit beiderseits!)
La Vida: Die Feilen sind zum Feinschleifen?
MJ: Ja, genau. Weitere Werkzeuge sind das Spitzeisen, mit dem man Masse wegschlägt oder einen Durchbruch macht, ähnlich wie beim Tunnelbau: Man geht von beiden Seiten vor, trifft sich schließlich in der Mitte und schafft so den Durchbruch. Mit dem Zahneisen trägt man ebenfalls Material ab, kommt aber schon in die Form. Was dabei an Unebenheiten entsteht, wird mit einem Flacheisen entfernt. Und wichtig ist noch der Stockhammer, der sieht aus wie ein Küchenhammer, der viele Spitzen hat, wie er zum Schnitzelklopfen verwendet wird. Damit kann man dem Stein eine gleichmäßige, schöne, raue Struktur verleihen.
La Vida: Stein kann ja unglaublich lebendig aussehen. Wenn man in Rom in der Galeria Borghese sieht, was Bernini geschaffen hat, wie z.B. Pluto die Proserpina raubt, wie seine Hand in den Oberschenkel greift – das wirkt ja nicht wie Stein, sondern fast wie lebendiges Fleisch.
MJ: Ja, phantastisch! Es gab auch einen antiken Künstler, der seinen Skulpturen immer kurz vor der Vollendung den Kopf abschlug, weil er es nicht ertragen konnte, dass der Stein nicht wirklich lebendig wurde. Man musste ihn also zurückhalten, damit es nicht dazu kommen konnte.
La Vida: Was zeichnet Sie persönlich als Steinbildhauer aus, Herr Jaks? Sie sind ja auch Erzieher bzw. Heilpädagoge.
MJ: Ja, ich bin auch Erzieher, der seit vielen Jahren in der Heilpädagogik arbeitet. Diese Leidenschaften, die sich beide schon früh gezeigt haben, verbinden sich also bei mir: die Bildhauerei und die Pädagogik. Meine Stärke ist Empathie, ich kann mich sehr gut in Menschen hinein versetzen, v.a. auch in Kinder. Ich weiß, wo ihre Sorgen und Nöte liegen und wie ich mit ihnen sprechen kann. Sie vertrauen mir sehr schnell.
La Vida: Das kann ich sehr gut nachvollziehen.
MJ: Vor sechs Jahren wurde ich angesprochen, als es um Berufsfindungsprojekte ging. Da bin ich noch in die Schule gekommen und habe alles mit Specksteinstaub überzogen (lacht). Auch der Transport war natürlich aufwändig, so dass sich die Idee ergeben hat, dass die Kinder zu mir ins Atelier kommen sollen. Dort kann man doch auch sehen, wie so ein Bildhauer lebt und arbeitet.
La Vida: Und die Schule bleibt sauber …
MJ: Ja, genau. Dieses Projekt war sehr beliebt und wurde oft wiederholt! Und gern hat man mir auch verhaltensauffällige Kinder geschickt, weil man gemerkt hat, dass das gut läuft.
La Vida: Nicht jedes Kind ist ja ein begabter Steinbildhauer. Wie wollen Sie da das Selbstwertgefühl stärken oder Erfolgserlebnisse vermitteln, wie Sie es ja erklärtermaßen anstreben?
MJ: Nun, ich klopfe und forme ja mit. Ich stehe immer in der Nähe und beobachte alles ganz genau, und wenn ich bemerke, dass es klemmt, dann frage ich nach, ob ich mal Unterstützung geben darf oder soll. Damit kein Frust entsteht.
La Vida: Mit wie vielen Schülern sind Sie gleichzeitig zugange?
MJ: Mit bis zu 20. Ich bin die Feuerwehr, rase durchs Klassenzimmer oder durchs Atelier, weil alle gleichzeitig meinen Namen rufen, und komme in positiven Stress. Aber die Kinder haben immer das Gefühl, dass es ihr Werk ist, dass sie es selbst gemacht haben.
La Vida: Es geht also nur um solche Hilfe, die über Hindernisse hinweg führt?
MJ: Ja, genau. Ich helfe vor allem dann, wenn ich merke, dass noch die Kraft fehlt, verändere aber niemals die Grundidee.
La Vida: Geben Sie ein Thema vor?
MJ: Ja, denn sonst kommt die Idee: Ich mache eine Hand. Oder noch schlimmer: einen Fuß. Etwas Schwierigeres gibt es nämlich nicht in der Bildhauerei. Wenn ein Knöchel nicht exakt auf der richtigen Stelle sitzt oder der Daumen, dann sieht es einfach affig aus.
La Vida: Ein Kopf ist einfacher?
MJ: Oh ja. Ich mache mit Kindern ganz viele Gesichter. Wir schauen ja ständig in Gesichter und kennen auch uns selbst aus dem Spiegel sehr gut. Kinder machen phantastische Selbstporträts! Unglaublich! Das Wesentliche bekommen die in den Stein hinein.
La Vida: Aha. (staunt)
MJ: Es kommt nur ganz selten vor, dass ein Kind keine Idee hat oder gar nicht zurechtkommt.
La Vida: Was ist noch charakteristisch für Sie selbst als Steinbildhauer?
MJ: Es gibt Phasen, da möchte ich abstrakt arbeiten, ohne jede Beschränkung. So gehe ich eigentlich am liebsten vor. Unser Leben ist ja oft so fremdbestimmt, mit so vielen Verpflichtungen. Da ist es toll, wenn ich mal einen Stein habe und sagen kann: Jetzt entscheide ich, wie es läuft! Jetzt bin ich frei! Ich mache meine Ateliertüre zu, und jetzt gibt es nur noch mich und den Stein und sonst nichts.
La Vida: Was zeigen Ihre häufigsten Werke?
MJ: Menschliche Figuren, die miteinander verbunden sind. An den Händen und an den Füßen.
La Vida: Und was ist Ihre Vision für die Zukunft?
MJ: Ich möchte an vielen, verschiedenen Orten arbeiten, mit unterschiedlichen Menschen. Gern in Deutschland, aber auch in Europa, in Spanien oder Griechenland. Schön und praktisch ist, wenn der Marmor oder der Alabaster sogar vor Ort ist, wie es in der Toskana bereits der Fall ist. Dann kann ich mit den TeilnehmerInnen zusammen die Steine aussuchen. Außerdem habe ich in Lörrach eine neue Werkstatt gefunden, die ich als offenes Atelier gestalten will.
La Vida: Was bedeutet Ihnen ein offenes Atelier?
MJ: Am liebsten wäre ich jeden Tag dort, mit klaren Öffnungszeiten und jeder, der es will, kann kommen und mitmachen. Innen im Atelier oder draußen im Park. Und ich möchte fortlaufende Kurse anbieten statt einzelner Workshops, ab acht Jahren bis 98. Bildhauerarbeit ist ja sehr beliebt. Plastisches Gestalten und Hammer und Meißel in die Hand nehmen: das macht den meisten Spaß. Da haben viel mehr Menschen einen Zugang als zum Pinsel, weshalb ich gegenüber Malern oftmals einen Vorteil habe.
La Vida: Warum ist das Ihrer Meinung nach so?
MJ: Vielleicht weil viele noch keine Gelegenheit dazu hatten. Und weil man auch Kraft anwenden darf. Man darf richtig Staub aufwirbeln und Dreck machen.
La Vida: Warum machen Sie eigentlich eine Arbeit, die so viel Widerstand bietet? Warum brauchen Sie so viel Widerstand, Herr Jaks? (Grinst)
MJ: (Lacht) Das frage ich mich jedes Mal. Bei jeder Schlepperei. Aber Malen stellt mich einfach nicht zufrieden. Ich brauche es plastisch, dreidimensional.
La Vida: Das könnten Sie auch mit Ton oder Holz haben.
MJ: Ich bin ja auch gelernter Holzbildhauer, mache aber gar nichts mit diesem Material. Das ist schon interessant (nachdenklich). Es muss Stein sein.
La Vida: Was zeichnet Stein aus? Im Vergleich zu Holz?
MJ: (Spontan) Er ist beständig. Holz ist mal so und mal so. Da wächst mal hier was und mal da was, man muss mit der Maserung arbeiten. Es altert und kann Risse geben. Und plötzlich geht ein Riss durchs Auge.
La Vida: Aber von Zedernholz heißt es doch, dass es beständig oder schädlingsresistent ist und 1000 Jahre oder älter werden kann.
MJ: Ja, das stimmt (nachdenklich). Aber dieses Erfolgserlebnis, den Stein überwunden zu haben … durchgehalten zu haben.
La Vida: Das ist beglückend?
MJ: Das ist etwas, das ich früher nicht gekonnt habe, bevor ich an die Steinbildhauerei ging: an einer Sache dranbleiben, auch wenn es schwierig ist. Ich bin heute viel geduldiger geworden, viel zäher. Ich halte viel länger durch. Die Steinbildhauerei hat mich als Persönlichkeit in hohem Maße beeinflusst.
La Vida: Erzählen Sie mehr.
MJ: Früher habe ich schnell die Flinte ins Korn geschmissen. Das gibt es jetzt nicht mehr. Ich bin unglaublich zäh und hartnäckig geworden.
La Vida: Bereit, Widerstände zu überwinden und das eigene Leben zu gestalten – so, wie Sie einen Stein gestalten?
MJ: Genau. Ich gestalte, und zwar so, wie ich es will. Und es darf Staub aufwirbeln. Das ist schon eine besondere Tätigkeit.
La Vida: Haben wir noch etwas Wichtiges vergessen?
MJ: Die Erfolgserlebnisse der Schüler sind mir besonders wichtig. Gerade Jungs haben gern Probleme mit üblichem Schulstoff, bei dem es ein klares Falsch oder Richtig und auch Noten gibt. Wenn die dann frei arbeiten dürfen in der Bildhauerei und dort zufrieden sind und stolz auf ihr Werk, was ich ganz oft erlebe, dann ist das wunderbar!  Und für die Erwachsenen ist es herrlich, wenn sie zu sich selbst kommen, indem sie sich auf den Stein konzentrieren. Gerade das Schleifen ist eine sehr meditative Angelegenheit, die fast so lange dauert wie das Herausschlagen.
La Vida: Ah, tatsächlich?
MJ: Manchmal sogar genau so lange wie das Schlagen. Mit der Raspel, mit der Feile, mit dem Schleifpapier. Das sind ganz viele Schleifgänge, wenn man das sauber machen möchte, was manchen total wichtig ist. Oft wird auch nass geschliffen, mit Schleifschwämmen und Wasser.
La Vida: Man schleift immer einen Stein und zugleich sich selbst?
MJ: Ja, das hat für viele etwas Reinigendes oder Beruhigendes. Und dann gibt es Menschen, die durch einen Stein auch mal aus sich herauskommen, sich etwas zutrauen, mal Ramba-Zamba machen, mal Krach machen, vielleicht sogar mit der Flex.
La Vida: Es kann also auch mal einen Höllenlärm geben?
MJ: Ja. In der Toskana mag ich das aber nicht so, denn der Lärm trennt einen auch immer vom Stein. Aber bei mir in der Werkstatt, da darf es auch mal Lärm geben. Da fliegen die Fetzen, und ich stehe hinterher auf einem Haufen Schutt, der sich in alle Richtungen verteilt hat (lächelt).
La Vida: Also ein guter Raum, um Aggression auszuleben?
MJ: Wunderbar, ja! Und deswegen braucht es auch verschiedene Skulpturen. Wenn eine schon kurz vor der Vollendung steht, kann ich keine Wut mehr daran auslassen. Wenn ich an einem Tag schon geladen bin und müsste fein säuberlich schleifen, das würde nicht zusammenpassen. Dann nehme ich mir etwas anderes, das mehr meiner Kraft und Dynamik entspricht.
La Vida: Ich habe ein sehr lebendiges Bild von Ihnen und Ihrer Arbeit bekommen. Ganz herzlichen Dank dafür!